Berlin, 11.09.2012
youtube: https://www.youtube.com/watch?v=9f9Ko_hLHYk
Link arte: http://www.arte.tv/guide/de/041127-000/bottled-life#details-functions-share
weitere Informationen: http://www.bottledlifefilm.com/
Unsere Mail wurde versandt an: verbraucherservice(at)de.nestle.com; leserservice(at)berliner-verlag.de; multimedia(at)arte.tv; info(at)cashkurs.com
Das Schreiben bzw. die Mail:
Verweigerung von Nestle Produkten - Protestreaktion
Sehr geehrte Geschäftsführung,
aufgrund der Sendung über Nestle im "arte Themenabend" bin ich sehr überrascht über die scheinheilige Haltung Ihres Unternehmens. Mit Schweizer Sicherheit in den Tod, denn anders kann man Ihre Unternehmungen in den armen Ländern nicht beschreiben. Wer auf der einen Seite Wasser entzieht um auf der anderen Seite die eigenen "Wasser"-Produkte an die Bevölkerung zu bringen vermag, bereichert sich an elementaren Lebensgrundlagen. Wer damit handelt, verletzt nicht nur ethische Grundsätze. Ich habe den Verkauf aller Nestle-Aktien sofort veranlasst und werde alle möglichen Fonds die wir vermitteln daraufhin prüfen, ob diese in Nestle investieren und werden diese aus den Strategieportfolios herausnehmen. Leider ist das nicht selten. Wer mit Nahrungs- und Grundelementen des Lebens zum Nachteil der Menschheit handelt und spekuliert, sollte dem Kapital entzogen werden bis die Haltung Ihres Unternehmens selbst stirbt und sich dreht. Ich werde diese Unternehmens-Philosophie Ihres Unternehmens nicht unterstützen, so werde ich auch keine Produkte (soweit auf den Waren erkenntlich) mehr Ihres Unternehmens erwerben.
Bert Heidekamp
Versicherungsmakler und Investmentberater
BOTTLED LIFEWährend die Weltbevölkerung rasant wächst, wird sauberes Wasser immer mehr zur Mangelware. "Bottled Life" dokumentiert das boomende Geschäft mit dem Trinkwasser in der Flasche und fokussiert dabei ganz auf den Leader der Branche: auf den Schweizer Nestlé-Konzern. Nestlé besitzt weltweit über 70 verschiedene Wassermarken. Trotzdem ist Wasser eine Sparte, über die man bei Nestlé nicht gerne spricht. Das muss der Schweizer Journalist Res Gehriger erfahren. Die Nestlé-Manager verweigern Interviews. Aber Gehriger lässt nicht locker. Auf einer Recherche-Reise erfährt er, wie konfliktgeladen das Geschäft mit dem Trinkwasser ist. Während die Weltbevölkerung rasant wächst, wird sauberes Wasser immer mehr zur Mangelware. "Bottled Life" wirft ein Schlaglicht auf Nestlés Expansionsstrategie im globalen Wassermarkt. Während der Konzern in den USA und in Europa vor allem Quellwasser mit Herkunftsbezeichnung verkauft, hat er für die Schwellen- und Entwicklungsländer ein anderes Konzept: Dort gibt es "Nestlé Pure Life", gereinigtes Grundwasser, angereichert mit einem Mineralienmix nach Nestlé-Rezept. Heute ist Pure Life das meistverkaufte Flaschenwasser der Welt. Res Gehringer reist nach Pakistan, das Nestlé als Testmarkt diente. Während Nestlé ihm den Zutritt zur Pure-Life-Produktion verweigert, lehrt er die Situation der Menschen kennen, die im Dorf außerhalb des Fabrikzauns leben. Hier ist der Grundwasserspiegel rapid gefallen und das Wasser aus den Brunnen der Einheimischen zur übelriechenden Brühe verkommen. "Nestlé Pure Life" ist ein cleveres Business-Modell, gerade in den Ländern des Südens. Dort, wo die öffentliche Wasserversorgung versagt, stellt Flaschenwasser eine zwar kostspielige, aber sichere Alternative dar. In Lagos zum Beispiel, der Megacity Nigerias, hat Wasser immer einen Preis. Der Film zeigt, dass die Vision einer Stadt, in der alle für Wasser zahlen müssen, hier bereits Realität geworden ist. Die Familien in den Slums von Lagos wenden die Hälfte ihres Budgets dafür auf, Wasser in Kanistern zu kaufen. Die Oberschicht trinkt Pure Life. Nestlé legt großen Wert auf Imagepflege. Wenn es um Wasser geht, prägt vor allem Peter Brabeck das Bild des Konzerns. Er entwickelte eine Kommunikationsstrategie, die mit Begriffen wie "Corporate Social Responsibility" (unternehmerische Sozialverantwortung) oder "Creating Shared Value" (gemeinsame Werte schaffen) operiert. Ist das gelebte Firmenphilosophie? Beim Überprüfen dieser Frage kommt Journalist Gehriger zu ernüchternden Einsichten. Am Schluss bleibt ihm das Bild eines Konzerns, der sich weltweit Rechte an Wasserquellen sichert, um den Wassermarkt der Zukunft zu dominieren. |
Mailanwort am 12.09.2012
Sehr geehrter Herr Heidekamp,
vielen Dank für Ihre offenen Worte zu dem TV-Beitrag "Bottled Life" vom 11.09.2012. Das Thema ist komplex, daher bitten wir um Verständnis, dass wir keine kurze Antwort geben können.
Nestlé wurde von den Machern des Filmes "Bottled Life" vor einigen Jahren aufgefordert, einige Fragen in Verbindung mit Nestlés Geschäft mit abgefülltem Wasser zu beantworten. Wir haben uns entschieden, nicht in diesem Dialog zu partizipieren, da wir den Eindruck hatten, dass der Film einseitig würde und Nestlé und seine Mitarbeiter nicht in einer fairen Art und Weise darstellen würde. Leider bestätigt der fertiggestellte Film diesen ersten Eindruck.
Der Film "Bottled Life" beschuldigt Nestlé in einer polemischen und unbegründeten Weise, Wasserquellen auszubeuten. Der Film adressiert jedoch nicht eines der wichtigsten Probleme der Welt, das der Wasserknappheit. Wasserknappheit ist nicht mit Flaschenwasser verbunden, sondern eher mit schlechtem Wassermanagement in der Landwirtschaft.
In der Tat werden 70% des weltweiten Frischwassers von der Landwirtschaft genutzt, 20% von der Industrie und 10% von Privathaushalten. Nestlé Waters nutzt lediglich 0.0009% des weltweiten Frischwasservorkommens. Es ist nicht in unserem langfristigen Geschäftsinteresse, unsere Wasserquellen falsch zu nutzen. Wir verpflichten uns dazu, diese Wasservorkommen verantwortungsvoll zu nutzen.
Der Vergleich des Films zwischen Flaschenwasser und Leitungswasser ist unbegründet. Unser Geschäft mit Flaschenwasser konkurriert nicht mit dem öffentlichen Wasserangebot. Flaschenwasser konkurriert eher mit anderen Getränken, indem es eine natürliche und kalorienfreie Alternative darstellt (siehe das Problem der Fettleibigkeit in der Weltbevölkerung).
Der Film suggeriert, dass Nestlé für die Verringerung des Grundwasserspiegels in Pakistan verantwortlich ist. Dies ist nicht wahr. In der Region um Lahore gibt es ca. 680'000 Quellen. Der Großteil davon wird für die Landwirtschaft genutzt, oft ohne Kontrolle der Behörden. Wir arbeiten in der Region an zwei Quellen für unser Flaschenwasser, die streng kontrolliert werden. Diese zwei Quellen haben absolut keinen Einfluss auf den Grundwasserspiegel.
Der Film behauptet, dass Nestlé nicht gewillt ist, den Einwohnern von Bhati Dilwan Zugang zu Trinkwasser zu gewähren. Auch dies ist nicht wahr. Wir haben zwei Wasserfilterungsanlagen in der Region installiert, die von mehr als 10000 Menschen genutzt werden können und sind dabei, eine dritte aufzubauen. Diese Beispiele demonstrieren die fehlende Objektivität des Filmes.
Nestlé ist selber auch der Auffassung, dass das weltweite Wasserproblem von höchster Wichtigkeit ist. Unsere Produkte benötigen Wasser entlang der gesamten Wertschöpfungskette, vom Anbau der Rohstoffe um sie herzustellen bis hin zum Gebrauch durch den Konsumenten. Wasser ist auch essentiell für die tägliche Flüssigkeitszufuhr und Hygiene.
Wir haben demonstriert, dass wir uns dem Schutz des Wassers verpflichten, indem wir diese wichtige Ressource in die drei Säulen unserer Strategie der "gemeinsamen Wertschöpfung" integriert haben und uns aktiv in verschiedenen Initiativen - so wie Weiterbildung im Wassermanagement - in lokalen Gemeinschaften, NGOs, Behörden und anderen Interessengruppen engagieren.
Wir denken, dass es jedermanns Verantwortung ist, zu einem besseren Management von Wasservorräten beizutragen. Regierung, Industrie, Landwirtschaft und Konsumenten sollten alle einen Beitrag dazu leisten, den Zugang zu Wasser für die gesamte Weltbevölkerung abzusichern.
Vielen Dank nochmals, dass Sie uns die Gelegenheit zu einer Stellungnahme gegeben haben.
Mit freundlichen Grüßen
Sabine Sachs
Nestlé Waters Deutschland GmbH
Verbraucherservice
Wilh. - Th. - Römheld Str. 22
55 130 Mainz
Tel.: 06131 25 00 - 501
Fax: 06131 25 00 - 435
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